Jazz in Schorndorf – Spagat zwischen Tradition und Moderne
In den 50ern organisierte der „Club junger Künstler und Musiker“ um seinen Vorsitzenden Karl „Charly“ Eisele sonntagmorgens Konzerte im Scala, damals noch ein Kino, auch mit Promis wie beispielsweise Horst Jankowski.
Es fanden Veranstaltungen im Löwenkeller oder der alten Künkelinhalle statt, es traten Größen wie Joe Haider oder Joachim-Ernst Berendt auf. Es existierte eine lebendige Jazz-Szene mit Musikern wie Rax Riegel oder Günther Joos, Schorndorfs „King of Swing“.
In den 80er Jahren gab es die legendären SchoWo-Konzerte der Schorndorfer „All Stars“ im Schlosshof. Dort spielten die städtischen Lizenzhalter für Jazz, traditionellen wie modernen Jazz, vor einem Publikum das nachher jedes Mal klagte: „Schade, dass jetzt wieder ein Jahr Jazz-Pause ist“
Am 12. Dezember 1988 kam es in der Goldenen Rose zur Gründung des Jazzclubs Session’88 mit einem ersten Vorsitzenden, der fortan die Geschicke des Vereins wie kein anderer prägen würde, Dieter Seelow.
In den ersten Jahren nach der Gründung bestand ein starker Bedarf nach Konzerten. Der Jazz in Schorndorf suchte einen festen Standort. Bis es gefunden war, mussten wechselnde Veranstaltungsorte dem Bedürfnis nach Live-Jazz genügen. Vor allem der Spitalkeller bot sich anfangs an. Ein Keller, ideal für das Selbstverständnis einer Musik, die sich von jeher dort wohl zu fühlen schien. Viele Jazzfans glauben bis heute, dass man, um guten Jazz zu hören, in einen Keller müsse.
Das Problem: Im Spitalkeller stand kein Klavier. Ein buchstäblich „schwer wiegender“ Nachteil. Für ein Konzert mit dem Pianisten Jörg Reiter mussten die Clubmitglieder einen Flügel runterschleppen. Zudem schien über dem Keller ein Fluch zu liegen, was die Unversehrtheit von Instrumenten betrifft. Einem Musiker, dem Engländers Monty Sunshine ging beim Runtertragen sein Kontrabass in die Brüche. Dieter Gamm, der All-Stars-Bassist, trieb Ersatz auf und verkaufte das Aushilfsstück weiter, so dass die Monty Sunshine Band ihre Tournee fortsetzen konnte.
Es fanden sich auch andere Örtlichkeiten, etwa das Melac, eine rustikale Kneipe, oder das Rathaus. Sogar außerhalb der Kernstadt tat der Jazzclub Konzertbühnen auf: Im Theaterbrettle Plüderhausen, in der Bronnbachhalle Weiler, der Urbacher Auerbachhalle, der Stauferhalle in Plüderhausen, im Waiblinger Bürgerzentrum. Oder er schaffte es, in Kirchen Einlass zu finden, so mit dem Konzert des weltberühmten Golden Gate Quartetts in der katholischen Heilig-Geist-Kirche.
Das Areal Hammerschlag 8, wurde ab 1997 Heimat des Jazzclubs. Aber es war ein verlassenes Industriegelände, eine Brache, wie sie im Buche steht.
Um den Saal zu renovieren, investierte der Jazzclub sein damaliges Vermögen
in den Umbau. Um die Stühle für die Besucher zu finanzieren, wurden diese kurzerhand für je 100 DM je Stuhl versteigert. Nach 10 Jahren Jazz an verschiednen Spielorten hatte der Jazzclub seine Heimat seit 1997 im Hammerschlag 8, neben dem Manufaktur im Gebäude der Pop-Abteilung der Jugendmusikschule gefunden.
Im Sommer 2010 wurde der Jazzclub mit Hilfe des Einsatzes vieler Mitglieder renoviert. Eine neues Logo, Frische Farbe, neue Tische. Die Geschichte des Jazzclubs geht weiter.